"Danke für alles, Schumi", hiess es überall am 25.November. Tagelang hatte Michael Schumacher beteuert, wie cool und emotionslos er seinen endgültigen Abschied aus der Formel 1 erleben würde. Doch die unzähligen Plakate auf der Tribüne, die Zuneigung der Menschen und die zahlreichen Präsente bewegten den Rekordweltmeister dann doch. „Das berührt mich sehr und ist ein gutes Gefühl”, sagte er - obwohl er zugab, „die Tage bis zum Abschied gezählt” zu haben.
Doch auch wenn er zuletzt nur noch hinterherfuhr, war
der Abschied des „Größten aller Zeiten” für seine zahlreichen Fans ein
gleichsam wichtiges wie trauriges Ereignis. Aus Chile oder Russland, aus
Argentinien und natürlich auch aus Deutschland waren Fans nach Sao Paulo gereist, um „ihren Schumi” in die
Rennfahrer-Rente zu begleiten.
„Danke für alles, Schumi” oder auch
„Michael, die Formel 1 ist nichts ohne Dich” stand auf den Plakaten auf den
Tribünen. Und selbst vor dem Autodromo hatten zahlreiche Fans
Schumacher-Plakate aufgebaut, ja sogar eine eigene „Schumi-World”. Bei alledem
hätte der Eindruck entstehen können, dass der spannende Titelkampf zwischen
Sebastian Vettel und Fernando Alonso bei diesem Saisonfinale eher eine
Randnotiz war.
Er bedankte sich bei
seinen Fans mit einer besonderen Geste: Die Warm-up-Runde bestritt der Kerpener
mit einer großen Fahne in der Hand, auf der in großen Lettern „Thank you”
(Danke schön) stand. Über den Bordfunk bedankte er sich bei seinem Team, ins
RTL-Mikrofon sagte er bewegt: „Danke für all die schönen Momente, das Leben
einer Passion.”
Den Wagen, in dem er sein 308. und letztes Rennen
bestritt, bekam er anschließend von Mercedes geschenkt. Auf dem Boliden klebte
wie auf der Kleidung des gesamten Teams der Aufkleber „Thank you, Goodbye,
Michael” (Danke schön, Auf Wiedersehen). Mit Champagner und in T-Shirts mit
derselben Aufschrift empfingen ihn seine Mechaniker nach Rennende.
Am
Abend vorher musste der 43-Jährige im aus allen Nähten platzenden Motorhome von Mercedes noch einige kuriose und viele intime Fragen der
Journalisten aus aller Welt beantworten. „Werden Sie uns vermissen?”, „Freuen
sich Ihre Kinder schon?”, „Wie wird Ihre Nacht?”. Schumacher lächelte die
Fragen charmant weg. „Ja, ich werde Euch vermissen - einige”, sagte er
schmunzelnd, über seine Kinder wolle er aber wie immer nichts sagen. Und wie
denn wohl seine Nacht vor dem letzten Rennen werde? „Meine Frau ist leider
nicht hier. Von daher wohl ziemlich ruhig”, sagt Schumacher lächelnd.
Ohnehin wird Ehefrau
Corinna im „neuen Leben nach der Formel 1” klar die Hauptrolle spielen. Auf die Frage,
was er sich als Mensch, der alles besitze, wünsche, antwortete er in der Bild
am Sonntag: „Dass wir diese positive Energie, diese Harmonie, dieses
Glücklichsein, das Corinna und mich
verbindet, so lange wie möglich erhalten können. Ich werde mein Leben mit
Corinna so einrichten, dass wir weiter glücklich leben werden.”
Seelisch
ist Schumacher auf das Leben ohne Formel 1 eingestellt. „Ich habe schon einige
Rennen vor dem Fernsehen verfolgt”, sagte er mit Blick auf seine Auszeit von
2007 bis 2009: „Ich habe sie immer sehr interessiert geschaut - und ganz ohne
Wehmut.”
Was außer der Familie in seinem neuen Leben die meiste Zeit einnehmen
wird, hat er noch nicht entschieden. „Aber mein Zeitplan wird sicher ganz schön
voll sein”, meinte er. Reiten will er, Kart fahren. „Und ich werde mit meinen
Partnern aus Formel-1-Zeiten weiterarbeiten.” Auch mit Mercedes wird er nach
dem Saisonende über eine weitere Zusammenarbeit sprechen: „Da gibt es einige
gute Ideen.”
Eines ist jedenfalls sicher: „Ich bin kein Büro-Hengst, und ich werde
auch kein Team-Manager. Ich bin ein Macher, ich brauche Aktion und
Aktivitäten.” Rennen fahren will der erfolgreichste Formel-1-Fahrer der
Geschichte aber zunächst nicht mehr. „Ich muss jetzt erst mal Abstand gewinnen,
mich erholen,
dann sieht man weiter”, sagte er: „Aber keine Angst, Formel 1 fahre ich nicht
mehr, Indycar oder Nascar auch nicht.”
Schumacher hat wohl einfach Sehnsucht danach, ein ganz normales Leben zu
führen. Soweit das einem Weltstar wie ihm
eben möglich ist.
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